Die vielen Facetten der Weihnachtszeit in den Bozner Stadtvierteln
Ein kleiner Streifzug durch die italienischen Weihnachtsbräuche in der Südtiroler Landeshauptstadt
Exkursus zu den Ursprüngen des Bozner Kulturkaleidoskops
Die Einzigartigkeit der Südtiroler Landeshauptstadt kommt auch hierin zum Ausdruck: Neben den tief verwurzelten Südtiroler Bräuchen werden in der Weihnachtszeit auch zahlreiche Traditionen aus ganz Italien aufrechterhalten und gelebt. Ja, denn in Bozen kommen die deutschsprachige Bevölkerungsgruppe, die kleine, jedoch nicht homogene ladinische Minderheit und die mit etwa 75 % zahlenmäßig stärkste Gemeinschaft, jene italienischer Muttersprache, zusammen, wobei gerade letztere recht vielfältig ist, was die regionale Abstammung anbelangt. In den vergangenen Jahren ist noch eine große, kunterbunt zusammengesetzte Gruppe von Bürgern ausländischer Abstammung hinzugekommen. Ein wahres kulturelles Kaleidoskop, also, das auf die einzigartige Geschichte Bozens zurückzuführen ist, die so wohl nirgendwo sonst zu finden ist und unsere Stadt noch unverwechselbarer und interessanter macht.
Die italienischsprachigen Bozner wohnen über alle Stadtviertel verteilt, doch sind sie in den älteren Stadtteilen (Gries, Rentsch, Altstadt) weniger stark vertreten. Abgesehen von einer kleinen Minderheit mit Trentiner Wurzeln, die bereits vor dem Anschluss Südtirols an Italien (1919) hier lebte, sind die meisten Italiener ab den 30er Jahren im Zuge der Industrialisierung und Italianisierung Südtirols nach Bozen gekommen, in erster Linie aus Venetien, aber auch aus Süditalien. Mit dabei hatten sie nur wenige Sachen, dafür aber viele Hoffnungen und vor allem eine Vielzahl von Traditionen, die von Generation zu Generation weitergegeben wurden und von den Älteren und ihren Nachkommen immer noch wahrgenommen und gelebt werden. In jüngerer Zeit hat die Präsenz der Italiener aus Kampanien, Sizilien und Apulien in der Stadt weiter zugenommen.
Des Landes Weise ist des Landes Ehre...
Werfen wir einen Blick auf die regionalen italienischen Weihnachtstraditionen, von denen einige auch in Bozen und Südtirol gepflegt und gelebt werden.
Nachts geht die Befana um...
Die Befana, die gute Hexe, ist in allen Regionen Italiens bekannt, doch richtig zu Hause ist sie in Rom, wo sie zwischen den Dächern der Piazza Navona umherfliegen soll. Auch in Bozen werden ihr zu Ehren Umzüge veranstaltet. Einer Legende nach sollen die Heiligen Drei Könige in einer kalten Winternacht ein altes Mütterchen auf der Straße angehalten haben, um es nach dem Weg nach Bethlehem zu fragen. Die alte Frau soll dann bald bereut haben, nicht selbst mitgegangen zu sein, und so begonnen haben, von Haus zu Haus zu gehen und den Kindern Süßigkeiten zu bringen, in der Hoffnung, doch noch das Jesuskind zu treffen. So kam es zu dem Brauch, dass die Kinder einen Strumpf ans Fenster oder – wenn sie einen solchen haben – an den Kamin hängen, damit die seltsame alte Dame, die auf einem Zauberbesen von einem Haus zum anderen fliegt, in der Nacht vom 5. auf den 6. Januar Süßigkeiten und auch ein wenig (süße) Kohle hineingeben kann. In den verschiedenen Landesteilen Italiens trägt die Befana unterschiedliche Namen: So heißt sie etwa in Modena „la Barbasa“, in Pavia „la Vecchia“, im Veneto „la Marantega“ oder „la Redodesa“ und so weiter. Ihr Ehrentag fällt natürlich auf den 6. Januar, den Epiphaniastag, der allgemein auch als letzter Höhepunkt der Weihnachtszeit gilt. Natürlich wurde diesem bei den Kleinen so beliebten Wesen auch ein Kinderreim gewidmet, der in seiner meistverbreiteten Fassung wie folgt lautet: „La Befana vien di notte, con le scarpe tutte rotte, il cappello alla romana, viva, viva la Befana!“ (Die Befana kommt in der Nacht, mit ganz zerschlissenen Schuhen, mit römischem Hut, hoch lebe die Befana!).
An Sankt Lucia ist der Abend dem Morgen nah...
Der 13. Dezember fiel vor der Reform des alten julianischen Kalenders (1582) auf die Wintersonnenwende. Das ist der Grund, weshalb die Sankt-Lucia-Nacht im Volksmund als die längste Nacht des Jahres gilt. An genau diesem Tag im Jahre 304 starb die Jungfrau Lucia aus Syrakus im Zuge der von Kaiser Diokletian angeordneten Verfolgungen den Märtyrertod. Sie soll ihr ganzes Hab und Gut den Armen geschenkt und sich geweigert haben, einen Heiden zu heiraten, was ihr zum Verhängnis wurde. In Sizilien ist der Luciatag ein sehr wichtiger Feiertag, insbesondere in Syrakus, wo die Heilige als Schutzpatronin verehrt wird. Aber auch in verschiedenen Regionen Norditaliens ist Santa Lucia populär: So nimmt sie in manchen Orten Venetiens, der Lombardei, Friauls und Julisch Venetiens sowie der Emilia Romagna die Rolle des Weihnachtsmanns als Geschenkebringer ein. Um sich ihre Gunst zu sichern, bereiten die Kinder am Vorabend etwas Wein und Kekse für sie vor, dazu auch Stroh und Futter für das Eselchen, das sie treu begleitet. Auch in Trentino-Südtirol und insbesondere in Bozen wird Santa Lucia auf unterschiedliche Weise gefeiert. Für die Kinder in jenen Gemeinschaften, die diese Tradition pflegen, ist dieser Vorgeschmack auf Weihnachten ein sehnlichst erwarteter Moment.
Krippe oder Weihnachtsbaum? Der italienische Stil
Der Brauch, einen Weihnachtsbaum aufzustellen, begann in Italien in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Fuß zu fassen, nachdem Königin Margarethe sich einen solchen für den Quirinalspalast gewünscht hatte. Aus der eigentlich nordischen Tradition wurde so bald eine über die gesamte Halbinsel verbreitete Mode. Detail am Rande: In Bozen findet man in den Häusern sowohl den typischen Tiroler Christbaumschmuck aus kleinen Äpfeln, Kerzen, Keksen und Strohsternen als auch eher im italienischen Stil geschmückte Bäume mit Kugeln in verschiedenen Variationen und Farben mitsamt gold- oder silberfarbenen Girlanden... und natürlich alle möglichen Zwischenformen. Traditionsgemäß wird der Weihnachtsbaum am 8. Dezember, dem Tag der Unbefleckten Empfängnis, geschmückt und am 6. Januar abgebaut. In Bari wird er jedoch zum Nikolaustag am 6. Dezember aufgebaut, in Mailand am 7. Dezember, dem Fest des Heiligen Ambrosius.
Sehr weit verbreitet ist auch – zusätzlich zum Weihnachtsbaum oder an dessen Stelle – die Weihnachtskrippe. Eine lebende Krippe wurde erstmals am Heiligabend 1223 vom Heiligen Franz von Assisi nach seiner Rückkehr von einer Reise ins Heilige Land in Greccio in Umbrien inszeniert. Als allererste oder jedenfalls als eine der frühesten Krippen mit Statuetten gilt jene des Bildhauers Arnolfo di Cambio aus Siena, der 1289 acht Holzfiguren anfertigte, die die Heilige Familie, den Ochsen, den Esel und die Heiligen Drei Könige darstellen und heute in der Kirche Santa Maria Maggiore in Rom verwahrt werden. Zwischen dem 17. und dem 18. Jahrhundert schmückten neapolitanische Künstler die Weihnachtskrippe mit Tonfiguren und Szenen aus dem Alltagsleben aus. In den Handwerkstätten der Via San Gregorio Armeno wird die Tradition der Krippengestaltung nach wie vor hochgehalten, so dass Neapel auch heute noch als Heimat der Krippenmeister gilt.
Sackpfeife und Weihnachtsmelodien
Zwar nicht mehr so häufig wie früher, doch immer noch regelmäßig trifft man in Bozen in der Vorweihnachtszeit auf Sackpfeifer mit ihrem altertümlichen, heute hauptsächlich in Mittel- und Süditalien verbreiteten Blasinstrument, aus dessen Rohrblättern ein eher schriller Klang kommt. Vor allem während der Novene zur Unbefleckten Empfängnis (vom 29. November bis zum 7. Dezember) und vor Weihnachten spielen sie, in ihrer typischen Hirtentracht durch die Straßen der Stadt ziehend, traditionelle Weihnachtsmelodien und bitten dabei um eine Spende. Man trifft sie meistens zu zweit an, wobei in der Regel nur einer einen Dudelsack dabeihat, während der andere auf einer Schalmei oder auf einem anderen Blasinstrument spielt. Es wird ihnen nachgesagt – allerdings zu Unrecht – dass sie schlechtes Wetter bringen sollen... In jedem Fall hat das Dudelsackbläserpaar einen festen Platz nicht nur in der neapolitanischen Krippe, gleich neben der Hütte, sondern allgemein in der italienischen Weihnachtstradition.
Heiliger Ambrosius – nicht nur in Mailand bekannt
In Mailand wird das Fest des Schutzpatrons der Stadt mit einem freien Tag begangen: Gläubige wohnen zu diesem Anlass der Messe in der Basilika bei, und nicht fehlen darf natürlich auch ein Bummel durch den „Oh-bej!-Oh-bej!“-Markt, auf dem neben Krippen und Weihnachtsschmuck geröstete Maronen und Glühwein angeboten werden. Aurelius Ambrosius wurde 339-340 n. Chr. in Augusta Treverorum, dem heutigen Trier, als Sohn einer wohlhabenden römischen Familie geboren. Nach seinem Umzug nach Rom wurde er Anwalt und dann Prätor. Um 370 wurde er zum Statthalter für die Provinz Aemilia et Liguria ernannt, weshalb er nach Mailand zog. Am 7. Dezember 374 wurde er zum Bischof ernannt, der Überlieferung nach irgendwie auf Verlangen des Volkes, das ihn ob seiner großen Beredsamkeit bewunderte. Der 7. Dezember ist daher der Tag, an dem der Schutzpatron von Mailand jedes Jahr gefeiert wird. Der Heilige Ambrosius wird außerdem als Patron der Bienen, der Imker und aller fleißigen Menschen verehrt. Der Grund dafür ist bald erklärt: Als Ambrosius noch ein Säugling war, ließ sich laut Legende einst ein Bienenschwarm auf seinem Gesicht nieder, während er in seiner Wiege lag. Die Bienen drangen bis in seinen Mund ein, ohne ihn jedoch zu stechen.
Doch was bedeutet der Ambrosiustag für Bozen? Immer dann, wenn dieser Tag so fällt, dass sich ein verlängertes Wochenende anbietet, ist ein starker Zustrom von Gästen zu verzeichnen, die einen Kurzurlaub nutzen, um den Christkindlmarkt zu besuchen. Abgesehen vom touristischen Aspekt gedenken die Imker jährlich mit einem Gottesdienst des Heiligen, den sie um Schutz bitten.
San Nicolò oder Nikolaus?
Gewiss ist der Nikolaus mit seinen furchteinflößenden Krampussen ein in Südtirol und somit auch in der Stadt Bozen nicht wegzudenkender Teil der vorweihnachtlichen Tradition. Als einer der weltweit meistverehrten Heiligen genießt er aber auch in anderen Gegenden Italiens hohes Ansehen, vor allem in Bari, wo er als Schutzpatron gefeiert wird, aber auch um Triest und Görz, im unteren Friaul, in Istrien und eben in Südtirol, also in den einst zum Österreichisch-Ungarischen Reich gehörenden Gebieten: Hier hinterlässt er den Kindern in der Nacht zum 6. Dezember kleine Geschenke, Mandarinen und Süßigkeiten. Aus dem Nikolauskult ist jener um Santa Klaus, also den Weihnachtsmann hervorgegangen, der traditionsgemäß am 25. Dezember zu Besuch kommt.
Nikolaus wurde um 270 n. Chr. in der Region Lykien in der heutigen Türkei als Sohn einer reichen Adelsfamilie geboren. Nachdem er bereits in jungen Jahren zum Waisen wurde, verwendete er sein Vermögen dazu, den Bedürftigen zu helfen. Er wurde zuerst Priester in der lykischen Stadt Myra, wo er später auch als Bischof wirkte. Dem Heiligen Nikolaus, dessen Name übrigens auch im Italienischen nicht einheitlich ist und von Region zu Region leicht schwanken kann, werden zahlreiche Wunder zugeschrieben. Er starb am 6. Dezember eines nicht genau bekannten Jahres (vermutlich 343) in Myra. Am 9. Mai 1087 holten Seeleute aus Bari die sterblichen Überreste des Heiligen aus der in der Zwischenzeit von den Muslimen eroberten Stadt, um sie in die Hauptstadt Apuliens zu bringen. Einige Jahre später gelang es der Republik Venedig, weitere Gebeine des Heiligen zu erbeuten, die in der Nähe seines ersten Grabes in Myra aufgefunden wurden; diesen wurde die Kirche San Nicolò am Lido di Venezia zur neuen Heimat.
Friaulischer Kinderreim zum Nikolaustag:
San Nicolò de Bari
la festa dei scolari
se i scolari no fa festa
ghe taieremo la testa! *
*(Heiliger Nikolaus von Bari – das Fest der Schüler – wenn die Schüler nicht feiern – werden wir sie köpfen!)
Stefanstag
Mit dem 26. Dezember, dem Stephanstag, endet das eigentliche Weihnachtsfest. In vielen italienischen Familien kommt man dann wieder zusammen, und oft ist das die Gelegenheit, das, was vom Vortag übrig geblieben ist, gemeinsam zu verspeisen. In Apulien, wo in Putignano die Reliquien des Heiligen aufbewahrt werden, findet das Fest der „Propaggini“ statt, ein Straßenkünstler-Festival, das die „längste Faschingszeit der Welt“ einläutet. Auch in Venedig stellte der Stefanstag einst den Beginn des Faschings dar, der bis zum Aschermittwoch dauerte.
In Südtirol wird ebenfalls des Heiligen Stefans gedacht, und zwar vornehmlich in der Bauernkultur. Der Tag wird Familienbesuchen oder dem Besuch der Patenkinder gewidmet. In einigen Ortschaften werden mit am Stefanstag geweihtem Wasser Felder und Höfe besprengt, um diese vor Erdrutschen zu schützen. „Stephani“ gilt auch als der erste Tag, an dem nach dem Advent wieder getanzt wird.
Was die italienischen Familien zu Weihnachten tun. Und wie Bozen feiert.
Überall dort, wo Weihnachten gefeiert wird, ist dieses Fest die wohl beliebteste Gelegenheit, um gemeinsam einige gemütliche und besinnliche Stunden im Kreise der Familie zu verbringen und die liebsten Freunde zu treffen. Einige Unterschiede lassen sich immerhin ausmachen: Im Norden Italiens wird vorzugsweise am Weihnachtstag selbst gefeiert, in Mittel- und Süditalien eher an Heiligabend, und das Festmahl endet nicht selten mit einem Tombolaspiel mit der ganzen Familie. Eine recht verbreitete Tradition sind die Aperitifs mit Freunden: In der Adventszeit und bis zum Heiligabend trifft man sich in Bozen nach der Arbeit gern auf dem Christkindlmarkt oder in den Lokalen, die die mit prächtigen Lichtinstallationen geschmückten Straßen und Gassen der Stadt säumen. Spätestens mit der in den verschiedenen Kirchen der Stadt zahlreich besuchten Vorabendmesse am 24. Dezember wird es in den Familien richtig heimelig, und Protagonisten sind dann die Kinder mit ihrem Gesang und ihrer Vorfreude. So, wie es sich gehört.
Weihnachtsgerichte
Ob es sich nun um das Heiligabend- oder das Weihnachtsessen handelt, eines versteht sich von selbst: dass auf den festlich gedeckten Tischen der Italiener die köstlichsten regionalen Gaumenfreuden mit Familie und Freunden geteilt werden. Doch welche sind das? Sie hier alle aufzuzählen wäre unmöglich. Wir können aber mit einem Blick auf den ersten Gang beginnen, bei dem gefüllte Frischnudeln die Hauptrolle spielen: etwa die emilianischen Tortellini in klarer Brühe und die klassischen Cannelloni mit Fleisch- oder Ricotta- und Spinatfüllung, aber auch ganz regionaltypische Spezialitäten wie die „Ravioli con il tucco“ aus Genua, die piemontesischen „Agnolotti del plin“, die „Casoncelli“ aus Bergamo und die in Sardinien beheimateten „Culurgiones de casu friscu“; auch die im Ofen gebackenen Nudelgerichte – vom klassischen Pasticcio mit Hackfleischsoße bis hin zu den „Vincisgrassi“ aus den Marken – sind hier nicht wegzudenken. Sehr beliebt sind Gnocchi, etwa jene aus dem Friaul mit Montasio-Käse, oder aber Frischnudeln wie Pappardelle mit Wildschwein- und Steinpilzsoße aus der Toskana, die „Rintrocili“ aus den Abruzzen, die kalabresischen Spaghetti mit Brotkrume und Sardellen und die in Umbrien typischen Spaghetti „alla nursina“. Zu den bekanntesten Reisgerichten gehören Risotto mit Wurstbrät aus Mantua und Risotto mit rotem Radicchio aus Treviso. Was die Suppen anbelangt, sind hier auf jeden Fall die Gemüse- und Fleischsuppe „Minestra maritata“ als Symbol der neapolitanischen Weihnachtsfeiertage sowie die Kardensuppe aus Molise zu nennen. Den Hauptgang bildet in vielen regionalen Küchen der Kapaun, ein kastrierter Hahn, der auf unterschiedliche Weise gefüllt wird und dessen Fleisch auch zur Herstellung von Brühe verwendet wird. In einigen Regionen ist auch der „Capitone“, der weibliche Aal, oder – beispielsweise in Apulien oder in der Basilikata – der Kabeljau sehr beliebt. Hauptsächlich in der Toskana, in Umbrien und in der Emilia gab es früher zu Weihnachten und insbesondere zu Neujahr Linsen mit „Zampone“, dem mit Schweinefleisch und -schwarte gefüllten Schweinsfuß, oder mit „Cotechino“, der mit denselben Zutaten erzeugten Wurst; heute ist dieses Gericht überall in Italien populär. Noch viele weitere regionale Weihnachtsspezialitäten wären hier zu erwähnen, vom sizilianischen Rollbraten „Falsomagro“ bis hin zum friaulischen Rübenkraut „Brovada“, das als Beilage zu der dem Cotechino ähnlichen Wurst „Muset“ serviert wird... Ein wahrlich beeindruckender kulinarischer Nachlass also, der auf den innerhalb der Familien von Generation zu Generation weitergegebenen Rezepten beruht und der sich zumindest teilweise der durch die Globalisierung drohenden Verflachung entgegenstellt.
Panettone oder Pandoro? Am liebsten beides
Es gibt wohl kein Weihnachtsessen, das nicht mit dem Anschneiden eines Panettone oder eines Pandoro endet. Auch bei einem Umtrunk unter Kollegen oder Freunden gehört dieses „Ritual“ häufig dazu. Dabei kommt immer wieder dieselbe Frage auf: Was ist besser? Eine Antwort wird es wohl nie geben, weshalb in den meisten Fällen auf dem Weihnachtstisch beides zu finden ist.
Der Panettone stammt aus Mailand, und sein Name soll sich von „Pan del Toni“ ableiten, nach dem Hofdiener, der Brot mit Sultaninen verfeinert und einen Kuchen daraus gemacht hatte. Der Pandoro hingegen dürfte venezianischen Ursprungs sein, und mit „oro“, also Gold, soll die Farbe gemeint sein, die die Eier dem Teig verleihen. Obwohl es sich um typisch italienisches Weihnachtsgebäck handelt, bieten die Bozner Konditoreien köstliche handwerkliche Varianten davon gleich neben den traditionellen Südtiroler Spezialitäten an.
Pandoro und Panettone sind auch im Ausland sehr bekannt und beliebt, doch es handelt sich hierbei natürlich keineswegs um die einzigen italienischen Weihnachtssüßigkeiten, denn auch hier fällt die regionale Vielfalt auf, und die Zahl der verschiedenen Köstlichkeiten ist schier unendlich: von den Backwaren mit Dörrobst und kandierten Früchten, wie dem Zelten, dem „Panspeziale“ aus Bologna, dem „Pangiallo“ aus Rom, den „Fichi chini“ aus Kalabrien, dem „Bostrengo“ aus den Marken, der „Bisciola“ aus dem Veltlin bis hin zu ganz anderen Spezialitäten wie den neapolitanischen „Struffoli“, den toskanischen „Ricciarelli“, dem sizilianischen „Torrone“, dem Piemonteser „Tronchetto“, der „Gubana“ aus dem Friaul, dem „Parrozzo“ aus den Abruzzen, den „Cartellate“ aus Apulien oder der sardischen „Seada“, nur um einige zu nennen. Denn die Liste könnte man noch lange weiterführen. Eines ist in jedem Fall gewiss: dass es an verschiedensten Süßigkeiten auf den italienischen Weihnachtstischen niemals fehlen wird, genauso wenig wie an Kalorien.
Rezepte für Weihnachten
Spitzbuben
Entgegen dem Namen ist hier Süße angesagt, mit Marmelade aus dem eigenen Keller erhalten sie einen Hauch Sommerfrische.
Zubereitungszeit: 1 Stunde
Zutaten für 6 Personen
150 g | Butter |
125 g | Zucker |
1/2 Pkg. | Vanillezucker |
1/2 Msp. | Zitronenschale, gerieben |
1 Prise | Salz |
2 | Eier |
300 g | Mehl |
1/2 Pkg. | Backpulver |
| Aprikosenmarmelade (Konfitüre) zum Bestreichen |
| Staubzucker zum Bestreuen |
Zubereitung:
Das Backblech mit Backpapier auslegen. Die weiche Butter cremig rühren, Zucker dazugeben und glatt rühren. Vanillezucker, Zitronenschale und Salz beimischen. Die Eier darunterrühren, dann Mehl mit gesiebtem Backpulver vermischt dazugeben und zu einem Teig verkneten. Diesen etwa 30 Minuten zugedeckt kühl ruhen lassen. Den Teig 5 mm dick ausrollen und aus der einen Hälfte Ringe, aus der anderen Hälfte runde Plätzchen ausstechen und im vorgeheizten Backrohr backen. Die Plätzchen auskühlen lassen und mit der Marmelade bestreichen. Die Ringe mit Staubzucker bestreuen und auf die Plätzchen setzen.
Backtemperatur: 180 Grad, Backzeit: etwa 8 Minuten.
Vanillekipferln
Das universelle Weihnachtskunstwerk hat seinen fixen Platz in der Südtiroler Weihnachstbäckerei.
Zubereitungszeit: 30 MInuten
Zutaten für 8 Personen
320 g | Mehl |
60 g | ungeschälte, gemahlene Mandeln |
60 g | ungeschälte, gemahlene Nüsse |
270 g | Butter |
120 g | Zucker |
2 | Eier |
1 Prise | Salz |
Zucker und Vanillezucker zum Wälzen der Kekse |
Zubereitung:
Das Mehl mit den Nüssen und Mandeln vermischen. Die in Würfel geschnittene Butter, Zucker, Eier und Salz verkneten und zusammen mit dem Mehlgemisch zu einem feinen Teig verarbeiten und 1 Stunde kalt stellen. Aus dem Teig Kugeln formen, daraus Rollen walken und zu Kipferln formen und bei 180° für 5 bis 7 Minuten backen. Die noch warmen Kipferln im Vanille-Zucker-Gemisch wälzen.
Südtiroler Zelten
Das traditionelle Früchtebrot, der Zelten, ist ein wenig wie Südtirol. Gewürze aus der Ferne, südliche Früchte und Kräftiges aus der Region.
Zubereitungszeit: 02:00 Std.
Personen: 4
| Wasser |
20 g | Hefe |
2 EL | Zucker |
150 g | Mehl |
100 g | Roggenmehl |
15 g | Salz |
1 EL | Öl |
1 TL | Anis |
1 TL | Kümmel |
500 g | Feigen, getrocknet und in Würfel oder Streifen geschnitten |
250 g | Rosinen |
120 g | Sultaninen |
120 g | gemischte Nüsse (Haselnüsse, Walnüsse, Erdnüsse), grob gehackt |
120 g | Pinoli |
120 g | Mandeln, geschält |
50 g | Zitronat |
50 ml | Weißwein |
3 EL | Rum |
70 g | Honig |
1/2 TL | Zitronenschale, gerieben |
1/2 TL | Orangenschale, gerieben |
1/2 TL | Zimt |
1 Msp. | Nelkenpulver |
1 Msp. | Neugewürz |
1 Msp. | Muskatnuss |
Nüsse, Mandeln, geschält, und kandierte Kirschen zum Verzieren |
Zubereitung:
Das lauwarme Wasser mit Hefe und Zucker verrühren und etwa 10 Minuten aufgehen lassen. Mehl, Roggenmehl, Salz, Öl, Anis und Kümmel dazugeben und in der Knetmaschine zu einem Teig verarbeiten. Den Teig etwa 30 Minuten zugedeckt bei 35 Grad auf-gehen lassen. Feigen, Rosinen, Sultaninen, Nüsse, Pinoli, Mandeln, Zi-tronat, Orangeat in Weißwein, Rum und Honig mindestens 1 Stunde marinieren, damit der Zelten das gute Aroma bekommt. Zitronen- und Orangenschale, Zimt, Nelkenpulver, Neugewürz und Muskatnuss zu den marinierten Früchten geben. Den Brotteig mit den marinierten Früchten und Nüssen in der Knetmaschine vermischen und gut durchkneten. Runde oder längliche Zelten formen und mit Nüssen und Mandeln verzieren. Auf ein Backblech geben und nochmals etwa 20 Minuten aufgehen lassen. Im vorgeheizten Backrohr unter öfterem Bestreichen mit Honig oder Läuterzucker schön braun backen. Nach dem Auskühlen mit den kandierten Kirschen verzieren und in Klarsichtfolie verpacken.
Backtemperatur: 170 Grad, Backzeit: etwa 40 Minuten.
Glühwein
Das schnelle Rezept für den leckeren Südtiroler Glühwein. Einfach zu Kochen, nach Belieben mit oder ohne Schuss.
Zubereitungszeit: 15 Minuten
Zutaten für 4 Personen
750 ml | Südtiroler Vernatsch |
2 Esslöffel | Zucker |
½ | Zimtstange |
5 | Nelken |
¼ Schale | von ¼ Orange (unbehandelt) |
Zubereitung:
Der Rotwein wird mit dem Zucker, der Orangenschale und den Gewürzen in einem Topf bis kurz vor den Siedepunkt gekocht. Vor dem Servieren Zimtstange und Gewürznelken herausnehmen.